In Abhängigkeit vom Ort der Herstellung, der Rebsorte und den Qualitätsansprüchen des Winzers an den jeweiligen Wein ist die Hauptzeit für die Traubenlese auf der Nordhalbkugel Mitte Oktober bis Anfang November und auf der Südhalbkugel von Mitte Februar bis Anfang März. Dann enthalten die Trauben ausreichend Zucker und wenig Äpfelsäure, die im Reifungsprozess abgebaut wird. Üblicherweise und traditionell erfolgt die Lese in Handarbeit, immer häufiger jedoch heute auch maschinell.
In heißen Anbaugebieten, z.B. in Teilen Australiens, lesen einige Erzeuger ihre Trauben nachts. Damit kann eine ungewollte Spontangärung oder Oxidation verhindert werden. Die Lese erfolgt dann meist mittels eines Vollernters, der mit starken Halogenscheinwerfern ausgestattet ist.
Um besonders hochwertige edelsüße Weine zu erzeugen, werden die Trauben trotz Reife noch am Rebstock belassen. Die Trauben trocknen dann bei gutem Wetter zu Rosinen ein, oder werden bei feuchtem Wetter vom Botrytis-Schimmelpilz befallen, der zur Edelfäule führt. Beide Szenarien haben das Ergebnis, dass der Zuckergehalt der Traube steigt, weil der Flüssigkeitsgehalt abnimmt. Das gezielte Lesen der überreifen Trauben nennt man Auslese. Es ist aber mit dem Risiko verbunden, dass die Trauben bei zu feuchter Witterung ausgewaschen werden können und dann keinen Ertrag bringen. Der Zuckergehalt liegt bei der Lese zwischen 12 und 30 Prozent und setzt sich aus Fructose und Glucose zusammen.